Ausgedehnter Dachstuhlbrand
Artikel aus der Taunus Zeitung vom 17.03.2021
Hausbewohner haben bei Brand Glück im Unglück – Großeinsatz für die Friedrichsdorfer Feuerwehren
Der Schock steht dem Ehepaar noch ins Gesicht geschrieben, als es vor die Tür eines Nachbarhauses tritt, wo es Unterschlupf gefunden hat. Die Frau hält sich mit der Hand an der Schulter ihres Mannes fest, als der das dramatische Geschehen fragmentartig schildert. „Wir haben tief und fest geschlafen“, erzählt er. Dann heftiges Klingeln und Klopfen an der Haustür. „Es brennt“, habe ihm ein Mann zugerufen. Daraufhin sei er die Treppe hochgerannt und habe gesehen, wie Feuer durch die Tür zum Dachboden gedrungen sei. Kurz darauf sei der Brandmelder angegangen.
Schauplatz des Geschehens ist die Köpperner Straße. Am frühen Morgen bricht in einem rund 150 Jahre alten Gebäude ein Feuer aus. Um 6.30 Uhr rücken die Feuerwehren aus Köppern und Friedrichsdorf nebst der Drehleiter aus Seulberg an. Keine Minute zu früh. „Der Dachstuhl stand in Flammen, die beiden Bewohner kamen aus dem Haus“, rekapituliert Stadtbrandinspektor Ulrich Neeb den Auftakt des Großeinsatzes für die Friedrichsdorfer Feuerwehren, an dem 60 Rettungskräfte und 16 Fahrzeuge beteiligt sind.
Erste Maßnahme ist die Nachalarmierung. Die Kollegen aus Burgholzhausen werden zusätzlich angefordert. Danach gehen die Einsatzkräfte unter Leitung von Neeb sowie Köpperns Vize-Wehrführer Peter Schulte mit einem konzertieren Wasserangriff vom Boden und der Drehleiter aus gegen den Brand vor. Von allen Seiten aus spritzen sie Löschwasser aus sechs Rohren in den Brandherd. Selbst vom Balkon des Nachbarhauses aus. „Riegelstellung“ nennt sich diese Strategie. Sie dient der Abschirmung nach allen Seiten, um das Feuer einzukesseln. In Köppern dringend geboten, zumal im alten Ortskern die Häuser dicht an dicht stehen. Die Taktik geht auf. „Ein Wunder, dass das Feuer nicht auf die anderen Häuser übergegangen ist“, sagt Neeb später.
Zusätzlich gehen acht Trupps mit Pressluftgeräten ins Gebäude hinein. Um 13 Uhr ist der Einsatz beendet. Übrig bleibt ein unbewohnbares Haus, bei dem nur das Erdgeschoss nahezu unversehrt ist. Ab dem ersten Stock ist jedoch alles verkohlt. Am stärksten beschädigt wird der Dachstuhl. Er besteht nur noch aus einem schwarzen Gerippe und einem einsam in die Höhe ragenden Kamin. Die Biberschwänze, die das Feuer überstanden haben, werden von Feuerwehrleuten via Drehleiter entfernt. Eine Baufirma reißt hinterher noch die beiden Giebelwände ab. Danach ist die Köpperner Straße wieder frei. Der Schaden wird auf 280 000 bis 300 000 Euro geschätzt. Brandursache könnte ein technischer Defekt sein.
Zunächst an einen Einbruch geglaubt
Glück im Unglück: Nur ein Feuerwehrmann erleidet beim Löschen eine Prellung und Stauchung an der Schulter. Es hätte weitaus schlimmer ausgehen können. Das wird aus dem Augenzeugenbericht von Doris Albrecht deutlich.
Die Frau arbeitet in der Bäckerei Kraus, knapp zehn Meter vom Brandort entfernt. Gegen 6.15 Uhr habe sie gesehen, wie zwei Mitarbeiter einer Gartenbaufirma dort wild geklopft und geklingelt hätten. Einer sei über das Tor gestiegen, sie habe zunächst an einen Einbruch geglaubt. Kurz drauf sei eine Kundin in den Laden gekommen und habe gesagt, dass es brenne. Sie selbst habe dann eine schwarze Wolke gesehen, gefolgt von Flammen. „Das ging ruckzuck“, sagt sie.
Die Hausbewohner konnten in der Eile nur Handys und Tablets retten. Möglicherweise haben sie der beherzten Weckaktion ihr Leben zu verdanken. Die Männer waren um diese Zeit auf dem Weg zur Arbeit und hatten den Qualm bemerkt, der aus dem Gebäude gedrungen war.