Nutzten die Ehrenamtler am Abend vor Beginn der Sommerbrücke doch das bereits aufgebaute Festgelände am Sportpark, so dass der jährliche Treff diesmal in einem auffallend schönen Rahmen “Open-Air” über die Bühne ging.
Unter besonderen Vorzeichen stand die JHV aber auch aus einem anderen Grund. Schließlich war es bereits mehr als drei Jahre her, dass die Feuerwehrleute das letzte Mal in dieser Runde zusammengekommen waren. Genauer gesagt war das am 15. März 2019. Eine einfache Zeit liegt dabei nicht hinter der Wehr.
Keine Corona-Pause im Kerngeschäft
“Corona, schwierig, arbeitsintensiv und vielfältig”, so ließen sich die vergangenen Jahre zusammenfassen, sagte Stadtbrandinspektor Ulrich Neeb. Bemerkbar machte sich die Pandemie nämlich nicht nur in ausgefallenen Versammlungen und anderen Festivitäten, sondern auch in Beeinträchtigungen des Übungs- und Fortbildungsbetriebs. Unterricht, Vorträge, Diskussionen – alles musste zeitweise online stattfinden. “Wir wurden innerhalb kürzester Zeit zu Online-Experten”, blickte Neeb zurück. Inzwischen finde die Ausbildung nahezu wieder im Regelbetrieb statt, “wohl wissend, dass Corona uns nach wie vor beherrscht und der Herbst vor der Tür steht”, sagte der Stadtbrandinspektor.
Keine Corona-Pause gab es hingegen im Kerngeschäft der Feuerwehr. Insgesamt 1264 Mal rückte die Wehr zwischen 2019 und 2021 aus. Allein im vergangenen Jahr waren die Feuerwehrleute 406 Mal gefordert. “Die Entwicklung zu gleichbleibend hohen Einsatzzahlen hat sich fortgesetzt”, bilanzierte Neeb. Darunter waren auch wieder einige spektakuläre Einsätze wie etwa im vergangenen Jahr in der Bornstraße in Seulberg. Dort brannte in der Nacht zum 12. Juni nach einem explosionsartigen Knall ein Einfamilienhaus lichterloh. Mit mehreren Rohren und unter Atemschutz bekämpften die Retter das Feuer und bewahrten den alten Ortskern vor einer Katastrophe, indem sie verhinderten, dass die Flammen auf die nebenanliegenden Häuser übergehen. “Viele Einwohner haben sich damals bedankt, dass wir ihr Eigentum gerettet haben”, sagte Neeb.
“Allzeit bereit” galt auch einige Monate später, als die Einsatzkräfte am Silvesterabend zu einem Großbrand in einem Reifenlager in Bad Homburg ausrückten. Bis morgens um 6 Uhr hielten die Friedrichsdorfer Brandwache, das neue Jahr wurde mit Cola begrüßt. “Das hat uns viel Respekt eingebracht”, meinte der Feuerwehr-Chef.
Dabei konnten die Kräfte auf einen gut ausgestatten Fuhrpark zählen. Insgesamt drei neue Großfahrzeuge wurden seit 2020 angeschafft, das letzte – ein Löschgruppenfahrzeug (LF 20/16) – steht seit Donnerstag in Seulberg und soll im August in Betrieb genommen werden. “Damit sind alle Fahrzeuge auf dem neuesten Stand und wir haben einen komplett renovierten Fuhrpark, mit dem wir gut arbeiten können”, erklärte der Wehrführer. Die nächsten Großfahrzeuge stünden erst 2029 wieder auf dem Programm.
Neben neuen Fahrzeugen wurde auch an anderer Stelle aufgerüstet. So funken die Feuerwehrleute seit drei Jahren digital und werden seit 2020 auch auf digitalem Wege alarmiert. Allerdings müsse hier noch “nachjustiert” werden, sagte Neeb. Funktionieren würden die digitalen Alarmierungen nämlich nicht überall, weshalb die Feuerwehrleute zusätzlich per Handy informiert werden. Zudem erwarb die Wehr zwei mobile Notstromaggregate, die die Handlungsfähigkeit im Falle eines Stromausfalls gewährleisten sollen und beispielsweise bei schweren Unwettern zum Einsatz kommen könnten.
Neben einem Trinkwassersystem vom Kreis gab’s neue Alarmmonitore in den Gerätehäusern. Letztere unterrichten im Einsatzfall darüber, welche Fahrzeuge wann ausrücken, so dass erst keine Verwirrung aufkommen kann. “Wir wollen unseren Leuten das Leben so einfach wie möglich machen”, erklärte Neeb. Viel Lob erhielt die Projektgruppe in der Atemschutzwerkstatt in Seulberg. Dort werden die neuen Atemschutzgeräte gewartet. Neeb: “Das ist der Hammer, was ihr leistet. Normalerweise ist das die Achillesferse jeder Feuerwehr.”
Auch künftig ehrenamtlich
Beispiele wie diese zeigten, dass das ehrenamtliche System in Friedrichsdorf funktioniere. An ebenjener Philosophie – tatsächlich ist in Friedrichsdorf im Gegensatz zu anderen Hochtaunus-Städten wie Bad Homburg oder Oberursel keine einzige Feuerwehrkraft hauptamtlich angestellt – will die Wehr daher festhalten. “Wir sind der festen Überzeugung, dass wir trotz komplett gegenläufiger Entwicklung in den anderen Feuerwehren unserer Größenordnung und mit unserem Einsatzaufkommen auch zukünftig rein ehrenamtlich arbeiten können ohne uns einen großen, sehr teuren hauptamtlichen Personalstamm aufbauen zu müssen”, erklärte Neeb. Insgesamt leisten 221 Aktive Dienst in der Einsatzabteilung – 12 mehr als noch im Jahr 2018.
Stehende Ovationen für Wolfgang See
Neben warmen Worten der Ehrengäste um Bürgermeister Lars Keitel (Grüne), den grünen Stadtverordnetenvorsteher Gerd Brücks, den Landtagsabgeordneten Holger Bellino (CDU), den Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes, Norbert Fischer, und Kreisbrandinspektor Carsten Lauer standen auf der Jahreshauptversammlung zahlreiche Ehrungen und Beförderungen auf dem Programm. Staatliche 670 Jahre Ehrenamt wurden dabei auf der Bühne im Sportpark ausgezeichnet. Eine besonders hohe Würdigung gabs für Wolfgang See, der nicht nur die Goldene Ehrennadel erhielt, sondern auch mit stehenden Ovationen aus der Einsatzabteilung verabschiedet wurde.
Feuchte Augen bekam mancher wohl auch bei der Verabschiedung von Ex-Bürgermeister Horst Burghardt (Grüne). 24 Jahre war der Rathauschef zugleich Brandschutzdezernent und habe Stadt und Feuerwehr in dieser Zeit “maßgeblich geprägt”, erklärte Stadtbrandinspektor Ulrich Neeb. “Wir sind dir zu sehr großen Dank verpflichtet. Du warst Pragmatiker durch und durch und hattest immer ein offenes Ohr für die Feuerwehr”, sagte Neeb. Eine Wertschätzung, die offenbar auf Gegenseitigkeit beruht. Die Erlebnisse mit der Feuerwehr hätten zu den schönsten seiner Amtszeit gehört, sagte Burghardt. Die Wehr zeichne “Kameradschaft, Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft” aus. “Wir mussten viele Krisen meistern und haben stets eine Lösung gefunden. Auf die Feuerwehr war immer Verlass”, sagte der ehemalige Bürgermeister.
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